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Sand

           (März 2022)



           Der Sand in der Sanduhr - er rieselt fein.

           Ein Blick aus dem Fenster - kein Sonnenschein.
           Rundum wurde man eben arglos wach.

           Ist das wahr? Krieg in Europa! Ach!


           Der Friede hier währte gut 70 Jahr.

           Noch etwas mehr, bald sind´s 80 gar.
           Das Leben, es plätscherte friedlich dahin.
           In mancherlei Action suchte man Sinn.



           So konnte es bleiben, so war es bequem,
           mit wenigen Reibeflächen zudem.

           Jetzt großes Erschrecken - wie kann das sein!
           In den Tiefschlaf schlug eine Bombe ein.

                                                                      In deinen Händen steht
           Bei vielen steht die Vergangenheit auf.                    meine Zeit
           Familiengeschichten, Tragödien zuhauf.                     (Februar 22 vor Kriegsbeginn)

           Der Vater im Krieg, die Stadt bombardiert.
           Hunger und Elend. Überall wird krepiert.
                                                                      Dieses Gedicht bitte hier lesen:


           Jetzt alles aufs Neue. Hoffnung verschüttet.
           Verzweiflung pur. Die Nerven zerrüttet.

           Die Zukunft zerstört. Was für ein Wahn!
           Kriegskinder und -enkel kauen endlos daran…



           Wiederholt sich denn alles? Friede scheint Illusion!
           Heilt die Zeit Wunden? Wer weiß das schon.
           Glück ist fragil, tief verstörend das Leid.

           Lachen und Weinen, alles hat seine Zeit.



           Ich schau aus dem Fenster – es nieselt und nieselt.
           Der Sand in der Sanduhr – er rieselt, er rieselt.
           Ach, Tand sind die Gebilde von Menschenhand.

           Warten, warten auf das verheißene Land...



                                                                                         10.2|2022
           Renata Ullmann

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